Suizidalität vorbeugen
Wenn man rückblickend bei Suizidopfern genau nachforscht, finden sich bei über 90 Prozent Hinweise auf eine vorhergehende psychische Erkrankung.
Ein psychisch gesunder Mensch kommt selten auf die Idee, wenn er ein großes Problem hat, sich das Leben zu nehmen. Er hat immer noch eine Perspektive und ist hoffnungsvoll. Im Gegensatz zu einer Person, die sich z.B. in einer Depression befindet.
Alarmzeichen laut der Stiftung Deutsche Depressionshilfe
- Suiziddrohungen und –Ankündigungen: Entgegen mancher Vorurteile stimmt es nicht, dass sich Menschen, die von Suizid sprechen, nichts antun.
- Große Hoffnungslosigkeit und Äußerungen wie: "Es hat ja doch alles gar keinen Sinn mehr ..., irgendwann muss auch mal Schluss sein ..., es muss jetzt was passieren ... " sind bei depressiven Menschen ein Hinweis auf ernste Gefährdung.
- Wenn Menschen anfangen, ihre Angelegenheiten zu ordnen und Abschied zu nehmen: Viele Menschen regeln vor einem Suizid Dinge, die ihnen wichtig erscheinen. Beispielsweise verschenken sie Wertgegenstände, setzen ihr Testament auf oder verabschieden sich von ihren Freunden und Verwandten. Wer fest zum Suizid entschlossen ist, wirkt oft ruhiger, gefestigter und weniger verzweifelt als vorher. Die Mitwelt kann zu dem trügerischen Schluss kommen, es gehe endlich wieder aufwärts mit dem depressiven Menschen.
Wann kann ich also als Einzelperson tun?
Sollte ich bemerken, dass sich jemand im familiären Umfeld oder Bekanntenkreis stark zurückzieht, depressiv und abwesend wirkt, Schuldgefühle äußert (dass er oder sie eine Belastung für seine Mitmenschen sei), von Schlafstörungen geplagt ist, sein Essverhalten ändert (isst nicht mehr richtig, verliert Gewicht), wenig Freude und Interesse besteht (seinen Hobbies und Interessen nach zu gehen), dann ist es gut, dies direkt anzusprechen.
Oftmals kommt es dann vor, dass Betroffene direkt äußern, dass sie perspektivenlos sind und sich hoffnungslos fühlen. Wichtig ist, genau hinzuhören und direkt nachzufragen, ob das Gegenüber sich auch schon mal mit dem Gedanken ‚Selbsttötung‘ befasst hat.
Sollte diese Frage mit Ja beantwortet werden, ist es dringend notwendig, dass der oder die Betroffenen professionelle Unterstützung bekommt.
Menschen, welche suizidale Gedanken oder Absichten haben, sollte man nicht allein lassen. Man kann sie unterstützen, indem man gemeinsam einen Termin beim Psychologen, Psychiater oder Hausarzt ausmacht und ihn oder sie hinbegleitet. Wichtig ist, dass man jetzt für den Betroffenen wirklich da ist und ihm die eigene Fürsorglichkeit zeigt. Allerdings sollten nicht Sie als Helfender die Rolle und Verantwortung des Psychologen einnehmen, sondern den Betroffenen professionelle Hilfe organisieren. Damit tun Sie bereits genau das Richtige.
In akuten Fällen, d.h. wenn jemand direkt äußert, dass er aus dem Leben gehen möchte, ist es unumgänglich direkt in die Erste Hilfe zu fahren oder die Notfallnummer 112 zu wählen. Auch in diesem Falle ist es sehr wichtig, den oder die Betroffene nicht aus den Augen zu lassen, weiterhin ruhig mit ihm oder ihr zu sprechen und in Verbindung zu bleiben.
Achten Sie dabei unbedingt auch auf sich selbst. Eine suizidale Person im privaten Umfeld, kann für Angehörige sehr belastend sein. Scheuen Sie sich nicht auch selbst professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn Sie merken, dass die Situation überfordernd ist.
Susanne Platter, Zentrum Mensch