Kommunikation - Quelle von Verständnis und Missverständnis
Kommunikation kann als Übermittlung einer Botschaft (oder eines Anliegens) von einem Sender zu einem Empfänger verstanden werden. Es gibt die verschiedensten Weisen wie Botschaften zum Ausdruck gebracht werden. Von P. Watzlawick stammt der Ausspruch, dass „man nicht nicht kommunizieren kann“, da auch jedes Schweigen, jedes Abwenden oder nicht achtsam sein ebenfalls eine Botschaft enthält.
Das Wort Kommunikation stammt aus dem Lateinischen (communicatio) und bedeutet übersetzt Mitteilung oder Unterredung. Obwohl wir ständig mit anderen kommunizieren ist es nicht selbstverständlich, sich gegenseitig wirklich zu verstehen. Oft stellt sich erst im Nachhinein heraus, dass eine Botschaft vom Empfänger falsch interpretiert worden oder im schlechtesten Fall als Beleidigung oder Angriff aufgefasst worden ist. Vielleicht sind Ihnen selbst solche oder ähnliche Missverständnisse in der Kommunikation bekannt.
Missverständnisse entstehen, wenn eigene Interpretationen entweder an die Art der Kommunikation oder den Sender angeheftet werden. Wird die eigene Interpretation von Ton, Worten, Gesten und Auftreten nicht durch Nachfragen überprüft, kann sich die subjektive Interpretation/ Annahme in der eigenen Wahrnehmung verfestigen. Interpretationen sind zum Beispiel: „Der Sender ist genervt, weil ich ihm/ihr unsympathisch bin... weil ich etwas falsch gemacht habe... weil er/sie mich nicht ernst nimmt!“
Um zu verstehen wie solche Missverständnisse zustande kommen, wie man diese vermeiden kann oder welche Faktoren zu einer guten Kommunikation führen, hat die Psychologie vor mehr als 90 Jahren angefangen, die Kommunikation als Forschungsgebiet genauer unter die Lupe zu nehmen. Zahlreiche Wissenschaftler haben verschiedene Erklärungen und Kommunikationsmodelle herausgearbeitet, die uns Kommunikation verständlich machen. Durch deren Anwendung können wir besser und verständlicher miteinander kommunizieren.
Eines der herausgearbeiteten Modelle ist das Kommunikationsquadrat von Friedemann Schulz von Thun.
Ich finde, dass dieses Modell gut anwendbar ist und dabei helfen kann, die eigene Kommunikationskompetenz zu erweitern. F. Schulz von Thun geht in seinem Modell davon aus, dass sowohl Sender als auch Empfänger für eine gelingende Kommunikation verantwortlich sind. Kommunikation ist also immer ein dynamischer Prozess, der von beiden gleichermaßen gestaltet wird. Jede Nachricht besitzt 4 Seiten/Ebenen. Vom Sender aus betrachtet spricht Schulz von Thun vom „4 Schnäbel-Modell“, vom Empfänger aus betrachtet vom „4 Ohren-Modell“.
Gut zu wissen ist, dass die gesendete Nachricht nicht immer wie beabsichtigt ankommt, deshalb müssen wir, wenn wir verstanden werden wollen, lernen nachzufragen, was beim Empfänger angekommen ist oder abklären ob, das Verstandene vom Sender so gemeint gewesen ist.
Die 4 Ebenen einer Nachricht sind:
- Sachebene
- Appell Ebene
- Beziehungsebene
- Ebene der Selbstoffenbarung
Die Sachebene bezieht sich auf sachliche und faktische Inhalte. Sie ist klar, wahr und deutlich.
Die Appell-Ebene drückt einen Wunsch, eine Erwartung oder eine Empfehlung aus.
Die Beziehungsebene, welche zu der wichtigsten Ebene zählt, sagt uns wie zwei Menschen zueinanderstehen und was sie voneinander halten. Über den Tonfall, die Mimik, die Nähe und die Gestik erfährt man etwas über die Beziehung von Sender und Empfänger. Viele Missverständnisse entstehen, weil entweder Sender oder Empfänger auf Beziehungsebene verstanden werden will und der andere sich auf der Faktenebene oder einer anderen Ebene aufhält.
Durch die Selbstoffenbarungsebene erfahren wir etwas über Entstellungen, Sichtweisen und Prioritäten des Senders.
Beispiel (entnommen aus „miteinander Reden Schulz von Thun“)
Frau und Mann sitzen nebeneinander im fahrenden Auto. Die Frau sitzt hinter dem Steuer. Weiter vorne ist eine Ampel die gerade auf Grün geschaltet hat. Der Mann sagt zur Frau: „Die Ampel ist grün!“
Mögliche Interpretationen aus der Senderseite:
Information: „die Ampel ist grün“
Beziehung: „bin der Geübtere im Straßenverkehr oder möchte dich gerne unterstützen“
Selbstoffenbarung: „habe keine Lust an einer roten Ampel zu warten oder ich bin es gewohnt selbst am Steuer zu sitzen“
Appell: „gib Gas“
4 Ohren Seite:
Information: „die Ampel ist grün“
Beziehung: „fühle mich belehrt oder wie schön, dass er mitdenkt“
Selbstoffenbarung: „Er hat es eilig oder er ist fürsorglich “
Appell: „ich soll schneller fahren“
Das Beispiel macht klar, dass ein einfacher Satz verschiedene Ebenen und je nach Interpretation der Beteiligten verschiedene Auswirkungen hat.
Auf welchem „Ohr“ hören sie öfter hin, wenn Sie mit anderen kommunizieren? Gibt es Unterschiede zwischen Privat und Arbeit? Auf welcher Ebene versenden Sie am meisten ihre Botschaften? Die Klärung dieser Fragen kann Ihnen einen ersten Schritt hin zu mehr Verständnis führen. Je besser Sie sich bewusst sind, was beim anderen ankommen soll, desto deutlicher können Sie die Botschaft senden. Noch ein letzter Ratschlag: Besser ist einmal mehr nachfragen als zu wenig. So klappt die Kommunikation und wir schützen uns vor falschen Interpretationen und damit schlechten Gefühlen.
Martina Pixner – Natur-Psychotherapie – Zentrum Mensch