Zeit finden – aber wie?

 

Der Faktor Zeit spielt in unser aller Leben eine entscheidende Rolle. Sehr häufig hat man das Gefühl, zeitarm zu sein. Man hat so viele Dinge zu tun und irgendwie immer zu wenig Zeit, um diese zu erledigen. Besonders stark spüren dies viele Menschen in der Adventszeit, wo neben der Arbeit und den täglichen Pflichten noch so vieles mehr zu erledigen, zu planen und zu denken ist. Dabei sollte doch gerade die Weihnachtszeit und die Vorweihnachtszeit die schönste Zeit des Jahres sein, wo man viel Zeit mit seinen Liebsten verbringt, sich entspannen kann und viel Freizeit hat.

Eine Möglichkeit im Umgang mit Zeitarmut ist jene, die Aufmerksamkeit gezielt auf jene Zeiten zu richten, in denen man unproduktiven Aktivitäten nachgeht. Hierbei sollte man sich fragen, wie man stattdessen mehr angenehme, produktive und/oder beudeutungsvolle Erlebnisse ansammeln kann. Anbei einige Ideen und Vorschläge:

  • Schlechte Zeit umwandeln

Der Trick hierbei liegt darin, kleine Momente “schlechter” Zeit, wie beispielsweise das Warten in der Schlange oder das Warten auf den Bus mit freunvollen Aktivitäten zu kombinieren, etwa Musik oder Podcast zu hören. Der Fokus hierbei liegt darin, für sich selbst die Zeiten zu identifizieren, welche man nicht mag oder gar verabscheut und nach Ideen und Möglichkeiten zu suchen, sie umzuwandeln.

  • Mehr Zeit für Mahlzeiten

Umfragen haben ergeben. dass Menschen in Frankreich und Italien sehr viel mehr Zeit beim Essen vertragen, als beispielsweise Menschen in Amerika. Egal ob zum Essen ausgehen, Zuhause ein 3-Gänge Menu zuzubereiten oder sich etwas nach Hause liefern zu lassen. Entscheidend ist die Zeit die man für die Mahlzeit aufwendet und ob man es schafft, den Fokus vorwiegend auf den Genuss der Mahlzeit zu legen.

  • Zeit für Ehrfurcht

Erlebnisse, die in einem Menschen Ehrfurcht wecken, reduzieren Zeitstress. Die einfachste Möglichkeit um dies zu erreichen liegt darin, sich Zeit für einen Spaziergang oder eine Wanderung inmitten schöner Natur zu nehmen und diese achtsam wahrzunehmen. Man hat herausgefunden, dass es bereits hilfreich ist (in leichterer Form), wenn man sich auf Youtube ein Landschaftsvideo anschaut.

  • Zeit mit Menschen

Die Forschung geht davon aus, dass der Wohlfühleffekt befriedigender sozialer Beziehungen in etwa so hoch ist, wie der von regelmäßiger Bewegung. Nun fand man zudem heraus, dass bereits flüchtige soziale Interaktionen mit fremden Menschen, wie beispielsweise ein kurzer Plausch im Zug oder Bus, die eigene Stimmung anhebt. Einerseits wird zwar Zeit in das Gespräch investiert, andererseits stärkt dies das Gefühl von Kontrolle über die Zeit, wenn man etwas von seiner Zeit sozusagen herschenken kann.

  • Die richtige Art von Freizeit

Natürlich kann jeder und jede seine freie Zeit nutzen, wie er oder sie es für richtig hält. Allerdings hat man herausgefunden, dass die freie Zeit, welche die Menschen aktiver Erholung widmen, beispielsweise der Bewegung, der Geselligkeit oder anderen aktiven Tätigkeiten, das Wohlbefinden viel mehr erhöhen, als die passive Erholung, nämlich Tätigkeiten wie Fernsehen, Online Surfen oder ein Schläfchen halten.

  • Gute Zeit vermehren

Hier liegt der Schlüssel einzig und allein darin, sich selbst bewusst zu machen, welche schönen Aktivitäten, egal ob aktiv oder passiv, produktiv oder unproduktiv, einem Freude bereiten und von denen man gerne mehr hätte. Hat man hierfür eine Antwort für sich gefunden, geht es im zweiten Schritt darum zu versuchen, seine Auszeiten mit diesen Tätigkeiten zu füllen und entschlossen dran zu bleiben.

  • Die Zeit wertschätzen

Bei diesem letzten Punkt geht es darum, den Wert von Zeit zu erkennen. Sich immer wieder Momente zu nehmen, wo man sich die Kostbarkeit von Zeit bewusst macht. Immer wieder wurde dieses Phänomen in der Forschung untersucht, beispielsweise indem Menschen gebeten wurden sich vorzustellen, sie dürften nur mehr 1 Monat in dieser ihrer Stadt leben, bevor sie woanders hingehen würden. Plötzlich bemerkten sie Dinge, die sie vorher nie wahrgenommen hatten, kosteten Momente ganz anders aus als vorher und zogen viel mehr Befriedigung aus Zeiten, die vorher einfach an ihnen vorbeigerauscht waren. Noch eindringlichere Ergebnisse liefern Studien mit Menschen, welche ein Nahtoderlebnis hatten. Menschen, die beinahe gestorben wären, hatten nach diesem Erlebnis das Gefühl, die Zeit würde viel langsamer vergehen und sie waren um ein vielfaches Dankbarer für die einfachen, täglichen Erfahrungen und Dinge.

 

Moritz Frötscher, Zentrum Mensch