Skills-Training bei Jugendlichen
Das Jugendalter ist oft eine kritische Phase für die Entwicklung von Emotionen. Jugendliche reagieren oft stärker auf emotionsauslösende Situationen als Erwachsene, erfahren öfter negative Gefühle und zeigen häufiger Stimmungsschwankungen. Sie fühlen sich ihren Gefühlen ausgeliefert, dem intensiven Erleben und der hohen Anspannung nicht gewachsen. Konflikte mit Eltern, Gleichaltrigen oder Lehrern häufen sich, erste Erfahrungen im sexuellen Bereich und starke hormonelle Umstellungen, die viele Veränderungen mit sich bringen stehen an. Diese Veränderungen fördern meist die Entfaltung von Fähigkeiten und Fertigkeiten, für die eigene Identitäts- und Autonomieentwicklung. Wichtig dabei ist, dass diese Herausforderung nicht zu einer Überforderung wird.
Emotionale Situationen können in der Regel ab dem Jugendalter besser verstanden werden, und Jugendliche schaffen es immer öfter passende Strategien auszuwählen. Kommt es in dieser Phase zu Schwierigkeiten im Umgang mit eigenen Gefühlen, kann ein Skills-Training helfen, unangepasste Verhaltensweisen zu verändern.
Skills sind eigentlich Fertigkeiten, Strategien, die helfen eigene Wünsche und Ziele zu erreichen. Im Wesentlichen unterscheidet man zwischen Kopf- und Handlungsskills. Häufig setzen wir diese im Alltag ganz automatisch ein, ohne es zu bemerken. Wenn aber Jugendliche Schwierigkeiten haben, ihre Gefühle zu regulieren, müssen sie sich Skills erst bewusst machen und diese dann gezielt einsetzten.
Dafür gibt es verschiedene Methoden und eine davon ist das Interaktive Skills-Training. Im Training kann man verschieden Bereiche stärken und verbessern. In den einzelnen Modulen erlernen Jugendliche neue Strategien im Umgang mit ihren Gefühlen. Sie umfassen im Wesentlichen folgende Bereiche, die mit den Jugendlichen erarbeitet und besprochen werden:
- Achtsamkeit: im Hier und Jetzt sein, Wahrnehmen und die Situation annehmen wie sie im Moment gerade ist
- Umgang mit Stress: Krisen und Phasen in denen der Stresspegel steigt können bewältigt werden und es werden Strategien entwickelt, um in Zukunft solche Situationen vorzubeugen
- Umgang mit Gefühlen: diese wahrnehmen und lenken können
- Zwischenmenschliche Fertigkeiten: sich mit anderen wohlfühlen, den eigenen Platz in einer Gruppe/Gemeinschaft finden
- Selbstwert: sich selbst als wertvollen Menschen sehen und erleben lernen
- Mittelweg finden: Schwarz-Weiß-Denken lösen und Konflikte mit anderen eindämmen bzw. lösen lernen
Ein wichtiger Faktor im Training ist die Anspannung. Bei Anspannung wird der ganze Körper aktiv. Hohe Anspannung wird meist als unangenehm erlebt, deshalb versucht man diese abzubauen oder zu vermeiden. Dabei ist es wichtig die Frühwarnzeichen zu erkennen. Zusammen mit dem Jugendlichen werden die verschiedenen Ausprägungen besprochen und auf den Ebenen der Gedanken, Gefühle, körperlichen Merkmale und Verhaltensweisen angeschaut. Erst wenn der aktuelle Spannungszustand ermittelt wurde, beginnt man mit dem Training.
Michaela Tollo , Zentrum Mensch- Albero della vita