Richtig Trauern
Trauer ist ein sensibles und oftmals schwieriges Thema, das uns jedoch alle irgendwann und manchmal unerwartet irgendwo betrifft. Es ist unausweichlich, gerade deshalb setzten wir uns heute in diesem Blog damit auseinander. Ich möchte Ihnen ein paar Anregungen mitgeben, unabhängig davon, ob Sie selbst bereits den Verlust eines lieben Mitmenschen erleben und bewältigen mussten oder bisher (noch) nicht:
- Trauer gehört zum Leben. Sie stellt eine natürliche Reaktion dar, um das seelische und körperliche Gleichgewicht wieder herzustellen, welches durch Verlust oder Trennung erschüttert wurde.
- In der Trauer sind wir sehr verletzlich
- Trauer ist eine überlebensnotwendige Aufgabe, um Verluste bewältigen zu können.
- Trauer ist etwas, was Menschen verbindet, aber auch voneinander entfernt.
- Trauer braucht Zeit. Sie wird aber nicht durch Zeit geheilt. Dazu ist eine aktive Art der Auseinandersetzung notwendig. Diese Auseinandersetzung ist oft ängstigend, weil wir den Schmerz in der Trauer fürchten.
- Trauer ist keine Krankheit. Sie ist nicht mit Medikamenten „heilbar“. Die Unfähigkeit oder Vermeidung von Trauerarbeit kann jedoch krank machen.
- Trauer führt uns an unsere eigenen Grenzen und fordert uns auf, über die eigene Vergänglichkeit nachzudenken.
- Trauer heißt auch Abschied von Vielem, was in der Zukunft nicht mehr gelebt werden kann und vielleicht in der Vergangenheit auch nicht gelebt werden konnte und wurde.
- Trauer vor Anderen zu zeigen und zuzulassen, erfordert Mut und Stärke.
- Trauerausdrucksformen sind vielgestaltig, dazu gehören: Verzweiflung, Hilflosigkeit, Wut, Angst, Orientierungslosigkeit, Gefühle der Perspektivlosigkeit, Schlafstörungen, Appetitmangel, Schuldgefühle und noch vieles andere mehr.
- Trauer gelingt nur dann, wenn wir den Mut finden, unsere Gefühle zuzulassen und uns auf sie einzulassen. Das kann uns Angst machen, weil wir im Umgang mit unseren Gefühlen unsicher sind und uns oft unserer Tränen als vermeintliche Schwäche schämen.
- Trauer kann uns auch bewusst machen, dass wir auch frühere Verluste und Trennungen in unserem Leben noch nicht bewältigt haben.
- Trauerrituale sind ein Weg, das Unfassbare auszudrücken. Besonders wichtig sind solche Rituale an Tagen, die eine Wiederkehr bedeuten: Namens-, Geburtstags- und Todestage und Feste.
- Sinn und Zweck der Trauer besteht darin, die Ablösung einzuleiten. Wir lernen die Realität des Verlustes zu akzeptieren.
- Trauer ist auch die Erkenntnis: Dieser Verlust ist unwiderruflich.
- Trauern führt auch zu einer Neuorientierung. Nichts wird mehr so sein, wie es früher war.
Diese Auseinandersetzungen geben uns die Kraft, die uns ins Leben zurückführen. Trauer braucht Trost. Am Ende einer guten Trauerbewältigung entsteht das positive Gefühl der Hoffnung.
Dr. Susanne Platter