„Auf der Suche nach dem besten Freund“

 

Weise Geschichten für Zwischendurch können im Umgang mit Jugendlichen oft sehr hilfreich sein. Schwierige oder komplizierte Themen können einfach und anschaulich dargestellt werden und bleiben so länger im Gedächtnis. Die Geschichte die ich ausgewählt habe kann Jugendlichen helfen zu erkennen, dass sie selbst der wichtigste Mensch in ihrem Leben sind und deshalb gut auf sich acht geben sollen.

Es war einmal ein kleiner Junge, dessen Mutter Folgendes zu ihm sagte: „Du darfst nie deinen besten Freund vergessen. Sei immer für ihn da; er ist der wichtigste Mensch in deinem Leben.“ „Aber wer ist denn mein bester Freund?“, fragte der kleine Junge. „Das musst du selbst herausfinden“, antwortete die Mutter und strich ihrem Sohn liebevoll über den Kopf. So ging der Junge hinaus in die Welt, um seinen besten Freund zu suchen. Er traf viele Menschen – junge und alte, nette und unfreundliche, solche, die es gut mit ihm meinten, und solche, die ihn nicht mochten. Zu jedem war er nett und tat, was immer er für sie tun konnte. So wurde der Junge langsam erwachsen, aber seinen besten Freund hatte er noch immer nicht gefunden. Eines Tages fühlte sich der Mann, der er inzwischen geworden war, sehr traurig. Er hatte eine liebende Ehefrau, zwei Kinder, viele Bekannte und auch Freunde, er hatte eine große Familie und so waren ständig Menschen um ihn herum. Dennoch spürte er, dass er den Rat seiner Mutter bisher noch nicht wirklich befolgt hatte. Seinen wahren, besten Freund hatte er noch nicht gefunden. In diesem Moment nahm er etwas aus dem Augenwinkel wahr. Er wandte den Kopf und sah sein eigenes Spiegelbild in der Fensterscheibe. Und da erkannte er, wer der so lange gesuchte Freund war.

 

Michaela Tollo, Zentrum Mensch

 

Quellenangabe: Tania Konnerth, Auf der Suche nach dem besten Freund, aus: Tania Konnerth, Ich schenk mir heute Blumen. Die Kunst, sich selbst zu mögen, Verlag Herder GmbH, Freiburg i. Br. 2011, S. 9-10